Wenn man sich ein neues Smartphone kaufen möchte, empfehlen wir es grundsätzlich, bei derselben Plattform zu bleiben, die auch das derzeitige Gerät nutzt. Zumindest hätte ein Wechsel zur Folge, dass man die Eigenarten des neuen Interfaces kennenlernen muss und unter Umständen den Zugriff auf bereits gekaufte Apps, App-spezifische Daten oder sogar Bild- und Datendienste verlieren kann. Wenn man aber einen Wechsel wirklich in Betracht zieht, so geben wir ein paar Einblicke in die tatsächlichen Unterschiede zwischen iOS und Android, gesammelt und zusammengestellt in Tausenden von Stunden in der Nutzung von Smartphones und Tablets mit beiden Plattformen.
Warum wir iOS bevorzugen
Seit vielen Jahren schnelle Software-Updates: Der größte Vorteil, den iOS gegenüber Android hat, sind die Software-Updates: Apple unterstützt und versorgt neue iPhones und iPads grundsätzlich für fünf bis sechs Jahre, nachdem sie veröffentlicht wurden und alle diese Geräte bekommen dieselben Updates zur selben Zeit. Man bekommt neue Features und neue Apps, es werden neue Bild- und Videoformate verfügbar und unterstützt, sowie auch neue Sicherheitsprotokolle und man bekommt verschiedene Patches für sowohl Online-Sicherheitsbedrohungen, als auch Mangel und Fehler, die es anderen ermöglichen könnten, Daten vom eigenen Gerät abzufangen. Die ältesten, noch unterstützten Geräte könnten vielleicht nicht jedes neue Feature der neuesten Software unterstützen, aber sie bekommen auch weiterhin die funktionellsten Verbesserungen und sämtliche Sicherheits-Updates für die Dauer, wie die Hardware dies aushält. Unter Android-Smartphones ist es nur den Smartphones aus der Pixel-Reihe von Google und jenen im Android One-Programm sicher, umgehende Updates zu erhalten – und selbst dann nur für etwa zwei bis drei Jahre, nachdem das Gerät veröffentlicht wurde.
Langzeit-Wert: Da Apple seine iOS-Geräte über einen relativ langen Zeitraum unterstützt, kann man sie auch problemlos an Freunde oder Familienmitglieder weitergeben, ohne sich über die Kompatibilität von gewissen Apps oder bestimmte Sicherheitsrisiken Gedanken machen zu müssen. Ähnlich dazu halten sie auch ihren Wiederverkaufswert besser als Android-Geräte, somit kann man sie auch für mehr Geld verkaufen oder mehr für einen Aus-, Um- oder Eintausch erhalten, wenn es Zeit für ein Upgrade wird.
Die meisten iOS-Apps sehen sowohl am iPhone als auch am entsprechenden Tablet großartig aus und iPhones und iPads erhalten ihre Updates viel schneller und viel häufiger, als dies bei Android-Geräten der Fall ist. Bild: Michael Hession.
Zuverlässiger Support: Ein weiterer wichtiger Punkt zugunsten von Apple ist der zuverlässige Kunden-Service und -Support. Wenn man ein Problem mit Hardware oder Software hat – oder wenn das Gerät zwei oder drei Jahre alt ist und es Zeit wird, den guten, altgedienten Akku durch einen neuen auszutauschen – so ist es besonders einfach, Hilfe zu bekommen. Das Unternehmen bietet eine zugehörige Support-App an und stellt zudem auf der Webseite eine Vielzahl an Remote-Optionen zur Verfügung, alternativ dazu ist es auch möglich, einen persönlichen Termin in einem jeden Apple-Store zu vereinbaren (auch wenn das ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen könnte, wenn die Genius Bar beschäftigt ist und ein Austausch kann durchaus kostspielig sein, wenn das eigene Gerät keine Garantie mehr hat oder man sich keinen AppleCare+-Schutzplan zugelegt hat).
Bessere App-Auswahl: Die Auswahl an Apps im App Store von Apple ist ein bisschen besser als die Auswahl im Google Play Store von Android, auch wenn die Lücke zwischen diesen beiden schmäler geworden ist, als sie es schon einmal war. Apps und Spiele kommen häufig zunächst auf iOS, weil die App-Entwickler dazu tendieren, hier mehr Geld zu machen, außerdem hat iOS eine größere Auswahl an „Pro“-Apps für das Erstellen und Bearbeiten von Bildern, Video und Audio. Diese Apps sind auch für gewöhnlich für sowohl das iPhone als auch für den größeren Bildschirm des iPads optimiert: Viele Android-Apps sehen am Tablet nur aus, als wären sie aufgeblasene Versionen der Smartphone-Apps.
Bessere Sicherheit und Privatsphäre: Alle Software-Unternehmen, darunter auch Apple, schaffen manchmal Titelseiten und Schlagzeilen aufgrund von hoch gehandelten Sicherheits-Bugs und es ist grundsätzlich schwer, die eigene Privatsphäre gewährleisten und beibehalten zu können, wenn man ein Gerät mit sich herumträgt, welches mit dem Internet verbunden ist, sodass man immer präzise feststellen kann, wo man gerade ist. Im Vergleich mit Google gibt Apple sich jedoch größere Mühe, um die eigenen Geräte sicher und die nutzereigenen Daten privat zu halten. Schnelle Updates, die direkt von Apple ausgeliefert werden, ohne Beeinflussung des Telefonbetreibers bedeuten, dass man eventuell auftretende, ernste Sicherheitsprobleme schnell lösen und beheben kann. Apple-Dienste wie iMessage, FaceTime und die iCloud nutzen diverse Methoden der Verschlüsselung besonders umfangreich, um Daten, die vom iPhone ausgehen, sowie dorthin geleitet werden und auch Daten, die auf den Servern von Apple gespeichert sind, zu schützen.
Auch, wenn Apple die Nutzerdaten sammelt und analysiert, um das Verhalten seiner Nutzer zu studieren und zu untersuchen, um dann die eigenen Produkte anhand dieser Ergebnisse verbessern zu können, so anonymisiert das Unternehmen diese Daten doch, sodass nur Trends unter allen Nutzern, die ein bestimmtes Produkt nutzen, identifiziert werden können, ohne dass es jedoch möglich ist, jedes Individuum zu sehen, welches ein Smartphone aus dem Hause Apple nutzt. Im Gegensatz dazu zeigt ein Bericht vom technischen Professor Douglas Schmidt von Vanderbilt im Auftrag von der Handelsgruppe Digital Context Now, dass Android große Mengen an Daten über das Browsing-Verhalten, Aufenthaltsort und App-Nutzung abfängt und sammelt, egal, ob man das Smartphone (oder Apps von Google) aktiv nutzt.
Wo Android die Nase vorn hat
Es gibt eine Menge, was wir an iOS lieben, aber das heißt noch lange nicht, dass Apple somit auch die beste Option für jeden ist. Gute Android-Smartphones sind in viel mehr Formen und Größen verfügbar, als dies bei iPhones der Fall ist und auch, wenn die besten in etwa so viel kosten, wie ein iPhone kostet, so kann man bereits sehr gute Geräte für weit unter 300 USD ergattern. Die Android-Plattform hat (und hatte schon immer) ein Problem mit unverzüglichen, einheitlichen und beständigen Updates in den Bereichen Software und Sicherheit, aber das Betriebssystem ist doch weitaus vielseitiger und viel anpassbarer.
Größere Hardware-Vielfalt: Der größte Vorteil für Android liegt tatsächlich bei der Hardware, gar nicht bei der Software. Auch, wenn unser Ratgeber zu den besten Android-Smartphones schnelle, vielseitige Allround-Geräte empfiehlt, so ist Android doch in einer großen Vielfalt an unterschiedlicher Hardware verfügbar, darunter befinden sich natürlich auch Optionen für Leute, die einen Stylus auf größeren Bildschirmen verwenden, eine ausgezeichnete Akkulaufzeit erleben oder sogar eine physische Tastatur haben möchten. Und selbst wenn der jeweils bevorzugte Hersteller von Android-Smartphones bei seinem neuesten Gerät ein Feature entfernt, auf welches man angewiesen ist bzw. war, wie beispielsweise einen Kopfhörer-Anschluss oder einen Fingerabdruck-Scanner, so kann man das, was man benötigt und haben will, ganz einfach auch woanders finden. Unter iOS sind die Auswahlmöglichkeiten von Apple auch die einzigen, die man hat.
Smartphones zu jedem Preis: Mit Android hat man, auch was den Preis betrifft, weitaus mehr Flexibilität. Ein Flaggschiff-iPhone kostet über 1.000 EURO und sogar die günstigeren iPhones, die in einem beliebigen Jahr immer noch sicher gekauft werden können, kosten für gewöhnlich über 500 EURO. Ein High-End-Smartphone von Android aus dem Hause Google oder Samsung ist etwa gleich teurer, aber großartige Budget-Android-Smartphones – darunter auch ein paar, die sogar unverzügliche Software-Updates erhalten – sind für weniger als 300 USD erhältlich und man kann sogar ein anständiges Gerät für unter 200 EURO kaufen.
Android-Hardware kommt in allen Formen und Größen – Das Galaxy Note 9 von Samsung, beispielsweise, ist ein großes Gerät, passend für die Verwendung mit einem Stylus.
Mehr Optionen, was die Anpassung betrifft: Wenn man gerne die Freiheit hat, die eigenen Computer, Tablets und Smartphones anzupassen, um den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden, so könnte iOS nicht flexibel genug dafür sein. Man kann zwar die Textgröße auf einem iPhone ändern, die Icons am Startbildschirm neu anordnen, Tastaturen und Keyboards von Drittanbietern installieren und unterschiedliche Widgets im Benachrichtigungs-Center und dem Control Center hinzufügen, aber alle Geräte von Apple sehen grundsätzlich gleich aus und funktionieren auch genauso: Gleich. Android bietet ähnliche Anpassungsmöglichkeiten, aber auch Widgets, die man direkt auf dem Startbildschirm platzieren kann und sogar die Option, den gesamten Homescreen mit einer Vielzahl an flexiblen, anpassbaren Anwendungs-Launchern ausgetauscht werden. Android erlaubt es auch, eigene Standard-Apps für das Browsing, das Checken von E-Mails und für andere Dinge auszuwählen, wenn man nicht die vorinstallierten Standard-Apps von Google nutzen möchte – iOS bietet ein paar Notlösungen für diesen Fall, aber man kann nicht für alle Apps einstellen, dass man Links lieber in Chrome, als in Safari öffnen möchte.
Mehr Speicher-Optionen: Auch, wenn man den internen Speicher eines iPhones nicht erweitern kann – das, was man sich kauft, ist das, wobei es bleibt – so verfügen viele Android-Smartphones über einen Kartenslot für microSD-Karten, welcher es erlaubt, die Menge an internem Speicher, der für Apps, Fotos und Filme verfügbar ist, zu erweitern und man kann sogar den Speicherplatz im eigenen Google Drive nutzen, um alles von Fotos bis hin zu Dokumenten, zu sichern. Der Dienst iCloud von Apple kann ebenso genutzt werden, um Bilder und Videos abzuladen und iOS bietet ein paar andere Tricks (wie das Löschen von selten genutzten Apps und Spielen ohne dabei gespeicherte Daten zu verlieren), um Speicherplatz einzusparen. Aber man kann dennoch keinen zusätzlichen, lokalen Speicherplatz zu einem iPhone hinzufügen. Zudem besteht auch die Tatsache, dass die kostenlose Version von Google Drive von Google 15 GB an Cloud-Speicher bietet, während die iCloud von Apple in der kostenlosen Version vergleichsweise nur 5 GB zur Verfügung stellt.
Sollte ich nun wechseln?
Wenn man von den Aspekten des eigenen, derzeitigen Geräts frustriert ist – oder wenn neuere Modelle des derzeitigen Smartphones nicht die Features beinhalten, die man selbst haben möchte oder dringend benötigt – so ist man vielleicht in Versuchung geraten, das Betriebssystem zu wechseln. Grundsätzlich sprechen wir uns jedoch gegen einen solchen Austausch aus. Wenn man ein Smartphone bereits über einige Jahre verwendet hat, so verbrachte man eine Menge Zeit damit, die Eigenheiten des jeweiligen Betriebssystems zu lernen und man hat vermutlich auch eine entsprechende Summe an Geld in Apps, Spiele, Musik oder Videos gesteckt, die man unter Umständen nach einem Wechsel erneut kaufen müsste.
Nun ist es wichtig zu erwähnen, dass ein Wechsel von Android zu iOS weitaus einfacher ist, als anders herum, weil man einen Großteil des eigenen Zeugs nicht mitnehmen muss, wenn man das nicht will. Google hat Versionen der beliebtesten Apps – darunter Chrome, Gmail, Photos, Maps, Drive und Google Play Books, Movies und Music für iOS geschaffen, was die Umstellung und den Übergang um ein Vielfaches erleichtert. Die Move to iOS-App von Apple kann zudem dabei begleiten, die Übertragung des Rests durchzuführen. Das ist allerdings nicht der Fall und weitaus nicht so einfach, wenn man sich von iOS wegbewegen möchte: Abgesehen von Apple Music macht Apple es schwer bis unmöglich, die iCloud-Dienste zu nutzen oder auf die eigenen Medien zuzugreifen, wenn man ein Gerät verwendet, welches nicht aus dem Hause Apple stammt.
Dieselben Google-Dienste helfen auch dabei, von iOS zu Android zu wechseln, auch wenn der Vorgang dabei das Verschieben von allen eigenen Dateien vom eigenen Gerät (und der Cloud von Apple) in jene von Google beinhaltet. Google empfiehlt hier, das Backup-Feature der Google Drive-App für iOS zu nutzen, um die eigenen Kontakte, Kalender-Einträge und Bilder vom iPhone in die Google-Apps zu verschieben. Wenn man dies tut, verliert man jegliche Medien, die nicht zu Apple Music gehören, Notizen, Erinnerungen und andere Daten, die in der iCloud gespeichert sind. Man wird auch nicht mehr in der Lage sein, mit anderen iOS-Nutzern über iMessage oder FaceTime zu kommunizieren, was ein wichtiger Punkt sein kann, um bei Apple und iOS zu bleiben, wenn man viele Freunde und Familienmitglieder hat, die iPhones verwenden. Zurzeit sind die meisten der beliebtesten Apps und Spiele sowohl unter iOS als auch unter Android verfügbar (auch, wenn man einige davon neu kaufen muss, wenn man einen Wechsel vollzieht), aber Fach-Apps wie Audio-, Video- und Bild-Bearbeitungsprogramme sind eher nur unter iOS zu finden.
Wenn man Probleme damit hat, Textnachrichten nach dem Wechsel auf dem eigenen Android-Smartphone zu versenden und zu empfangen, so könnte dies mit iMessage zusammenhängen: Man darf nicht vergessen, das iPhone nach dem Wechsel auf Werkseinstellungen zurückzusetzen und sich von allen Apple-Diensten abzumelden oder diese Seite hier zu verwenden, um die eigene Nummer manuell abmelden zu können.
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